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Die achtfach gefüllten Kirschblüten
aus der früheren Hauptstadt Nara
blühn sie nicht herrlich jetzt neunfach hier,
im kaiserlichen Palast? |
inishie no
nara no miyako no
yaezakura
kyou kokonoe ni
nioinuru ka na |
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Die Verfasserin des Gedichtes, Ise no Taifu (10./11. Jh.), stammte aus der
Familie, die dem berühmten Ise-jingû, dem wichtigsten
Shintô-Schrein, vorstand. Auch ihr Großvater, Ônakatomi
no Yoshinobu, ist mit einem Gedicht im Hyakunin-isshu vertreten.
Als junge Frau wurde Taifu in die neue Hauptstadt Heian geschickt, um dort
als Hofdame zu dienen. Eines Tages traf eine besondere Gesandtschaft bei
Hofe ein: Ein Mönch aus Nara hatte einen der berühmten
Yae-Kirschbäume, die es damals nur in Nara gegeben haben soll,
ausgraben lassen und ihn dem Hof in Heian geschenkt. Fujiwara no Michinaga,
der als hoher Beamter für solche Dinge verantwortlich war, befahl der
berühmten Murasaki no Shikibu, der Autorin des Genji monogatari,
die wie nun auch Taifu eine Hofdame war, das Geschenk
entgegenzunehmen und sich um den Baum zu kümmern. Shikibu jedoch
erklärte, sie würde lieber Taifu damit betrauen. Michinaga war
ziemlich ungehalten darüber, daß einer erst kürzlich
eingeführten Hofdame solch eine wichtige Angelegenheit übertragen
werden sollte; er stimmte jedoch unter der Voraussetzung zu, daß Taifu
sich mit einem Gedicht für dieses Geschenk bedanke. Als sie es
fertiggestellt hatte und vor der versammelten Hofgesellschaft vortrug, soll
diese vor Begeisterung so aus dem Häuschen gewesen sein, daß sie
den ganze Palast zum Wackeln brachte.
Die rechts abgebildete Spielkarte (oben der Text des Gedichtes für
den Vorleser, darunter das Bild der Dichterin) wurde von dem Holzschnittmeister
David
Bull nach einer Vorlage aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
angefertigt. |
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