Mithridates
Tetradrachmon des Mithridates

Mithridates VI. Eupator,
Roms gefährlichster Feind im Osten

Der Text entspricht den Seiten 14/15 aus:
M. Tullius Cicero: De imperio Cn. Pompei. Hg. von Gunther Ernst. Berlin: Cornelsen, 1996.


111 v. Chr. übernahm Mithridates die Herrschaft in Pontus, an der Südküste des Schwarzen Meeres. Er begnügte sich aber nicht mit seinem ererbten Reich, sondern suchte seine Herrschaft bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu erweitern. Bereits 110 hatte er fast die gesamte Ost- und Nordküste des Schwarzen Meeres bis zur Krim an sich gebracht und richtete sein Augemerk nun auf Kleinasien, wo die Römer mit der Provinz Asia seit 133 eine feste Basis hatten.

Marius
C. Marius

Sulla
L. Cornelius Sulla

Erleichtert wurden ihm diese Absichten einmal durch die instabile politischen Lage der kleinasiatischen Fürstentümer Kappadokien, Bithynien, Paphlagonien und Galatien, zum anderen durch die Inanspruchnahme der Römer in den Kämpfen mit den Cimbern und Teutonen, später (91–89) durch den Bundesgenossenkrieg sowie die innenpolitischen Auseinandersetzungen zwischen Marius und Sulla.

Mithridates' wichtigster Bundesgenosse war in den folgenden Jahren sein Schwiegersohn Tigranes von Armenien.

Mit dem Angriff des Königs auf Kappadokien, Bithynien und schließlich die Provinz Asia begann der sog. 1. Mithridatische Krieg im Jahre 88, der seinen grausamen Höhepunkt fand, als Mithridates in Ephesos den Befehl gab, alle Römer und Italiker zu töten. Die Tatsache, daß 80.000 Menschen daraufhin ermordet wurden, zeigt, wie verhaßt Roms Herrschaft in Asien damals infolge der Ausplünderung durch die Steuereintreiber gewesen sein muß. Jedenfalls wurde Mithridates überall als Befreier begrüßt. Sogar bis nach Griechenland dehnte er seinen Einfluß aus: Die ägäischen Inseln bis auf Rhodos und griechische Städte wie Athen gehorchten seinem Befehl, mit den aufständischen Italikern trat er in Verhandlungen wegen einer beabsichtigten Landung in Italien.

Rom waren zunächst durch den schweren Krieg mit den Bundesgenossen die Hände gebunden. So konnte Sulla erst im Jahre 87 nach Griechenland übersetzen. Athen kapitulierte 86 nach langer Belagerung, Sulla schlug zwei pontische Heere.

Um für die zu erwartenden Auseinandersetzungen mit Rom freie Hand zu haben [Bürgerkrieg Marius — Sulla], wollte Sulla den Krieg mit dem König möglichst schnell beenden. Mithridates, durch römische Erfolge und einen Aufstand im Innern des Reiches geschwächt, erklärte sich zum Frieden bereit, mußte 80 Kriegsschiffe ausliefern und 3.000 Talente [1 Talent = 6.000 Denare bzw. 24.000 Sesterze, vgl.: Römische Münzen] zahlen.

Um seine Kriegskasse zu füllen, preßte Sulla Griechenland und Asien gnadenlos aus. 83 landete er wieder in Italien. 82 beendete er den Bürgerkrieg.

Seit 83 befand sich Rom aber wieder im Krieg mit Mithridates: Sullas Legat L. Licinius Murena war begierig nach Ruhm und Beute. Nach wechselhaftem Kriegsglück wurde 81 der Konflikt beigelegt.

Mithridates, durch neuen Friedensvertrag mit Rom abgesichert, baute seine Machststellung in Kleinasien systematisch aus, verstärkte Heer und Flotte und fiel im Jahre 74 in Bithynien ein, das der kinderlose König Nikomedes III. den Römern vermacht hatte.

L. Licinius Lucullus, dem Konsul des Jahres 74, gelang es, Mithridates bis nach Armenien zurückzudrängen. In der Zwischenzeit kümmerte er sich um eine Verbesserung der Lage der ausgeplünderten asiatischen Provinzen, was ihm die Dankbarkeit von deren Bewohnern, aber Mißgunst und Haß der Steuerpächter und einflußreicher Kreise in Rom eintrug.

Cicero
M. Tullius Cicero

Pompeius
Cn. Pompeius Magnus

Gegen Tigranes von Armenien feierte Lucullus nochmals glänzende Siege, wobei der Gegner mitunter zwanzigfach überlegen war; die armenische Residenzstadt Tigranocerta fiel 69 mit ungeheuren Schätzen in die Hände der Römer.

68 folgte die Wende im Kriegsglück des Lucullus: seine Soldaten verweigerten ihm den Gehorsam.

Durch diese mißliche Lage des Lucullus ermutigt, ergriffen Mithridates und Tigranes wieder die Initiative. Während Lucullus noch auf dem Rückweg von Armenien war, kam es 67 bei Zela in Pontus zu einer Niederlage seines Legaten C. Valerius Triarius gegen Mithridates. Auch in Rom wurden des Lucullus Gegner aktiv: man entzog ihm das Kommando über die Provinzen. Da sein Nachfolger Glabrio wenig unternahm, konnte der König ungehindert sein pontisches Reich wieder in Besitz nehmen, aus dem ihn einst Lucullus vertrieben hatte. Außerdem bedrohten die beiden Könige die Provinz Asia aufs höchste.

Dies war die Situation des Jahres 66, als man in Rom nach einem fähigen Heerführer verlangte, der für den Volkstribunen Manilius ("Lex Manilia") und den Praetor Cicero nur Pompeius heißen konnte.

Pompeius enttäuschte seine Anhänger nicht: Mithridates wurde aus Pontus vertrieben, Armenien zum römischen Vasallenstaat gemacht. 63 beging Mithridates Selbstmord. Pompeius hatte von der Nordküste des Schwarzen Meeres bis Palästina die politische Landkarte verändert und Vorderasien zugunsten Roms neu geordnet.


http://www.thomas-golnik.de • 10.05.2001 • mail@thomas-golnik.de