Römische Namen


Jedem Lateinschüler sind die Namen der großen Männer der römisch-lateinischen (Literatur-)Geschichte wohlvertraut:

Die (wenigen) berühmten Frauen dagegen heißen ganz anders, z. B.:

Männernamen bestehen also in der Regel aus drei Bestandteilen, Frauennamen dagegen nur aus einem Wort. In Roms Frühzeit hatten aber auch die Männer nur einen einzigen Namen (z. B. Romulus), so wie das eigentlich bei allen antiken Völkern – nicht zuletzt auch bei den Griechen – üblich war. Wer als erster auf die Idee kam, zu diesem Individualnamen einen erblichen Familiennamen hinzuzufügen, ist umstritten. Einige Forscher meinen, daß dies eine etruskische Sitte gewesen sei, welche die Römer übernahmen, aber in alter Zeit hatten auch die Etrusker nur einteilige Namen.

Wie dem auch sei – in Rom setzten sich nach und nach die zwei- und zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. dann sogar die dreiteiligen Namen durch. Sie bestanden aus Vorname (praenomen), Familienname (nomen gentile) und Beiname (cognomen).

Unter den Vornamen hatte man keine besonders große Auswahl; es gab wohl schon immer nur wenige, die letztlich auf nur elf zusammenschrumpften. Sie wurden beim Schreiben in aller Regel abgekürzt. Hier die häufigsten:

A. – Aulus ...... M. – Marcus
C. – Gaius P. – Publius
Cn. – Gnaeus Q. – Quintus
L. – Lucius T. – Titus

Der Familienname wurde vom Vater ererbt und dann auch an die eigenen Kinder weitergegeben. Der Beiname bezog sich meist auf Eigenschaften der jeweiligen Person, z. B. Probus – der Rechtschaffende, Felix – der Glückliche, Rufus – der Rothaarige. Ein Sohn konnte den Beinamen des Vaters übernehmen, hatte aber auch die Möglichkeit, ihn abzulegen und sich einen eigenen zu wählen.

Frauen hatten – wie erwähnt – in der Regel nur einen Namen, der gebildet wurde, indem man aus dem Familiennamen des Vaters ein Femininum machte. So hieß z. B. die Tochter des C. Iulius Caesar einfach Iulia und die des M. Tullius Cicero demzufolge Tullia. Gab es in der Familie mehrere Töchter, wurde zur Unterscheidung manchmal ein Maior (die Ältere) oder Tertia (die Dritte) usw. hinzugesetzt.

In der Kaiserzeit verbreitete sich die Sitte, die Namen um weitere Bestandteile zu bereichern; schließlich wurden sie so unübersichtlich lang, daß es nötig wurde, einen sog. Rufnamen (supernomen, signum) einzuführen – bald verwendete man fast ausschließlich nur noch diesen Namen: man war zur einteiligen Namensform der Vorzeit zurückgekehrt. Erst im Mittelalter wurde das verwaltungstechnisch günstige Familiennamensystem wiederbelebt. Heute findet es fast überall auf der Welt Verwendung – ein schönes Beispiel für das Fortwirken der römischen Antike.


© Thomas J. Golnik, Leipzig, Juli 1999
http://www.thomas-golnik.de • 14.05.2001 • mail@thomas-golnik.de