Marcus Tullius Cicero 
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Biographie

Marcus Tullius Cicero wurde am 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum, einem kleinen Städtchen östlich von Rom, als Sohn eines Ritters geboren. Er kam früh in die Hauptstadt, wo er eine vorzügliche Ausbildung in Rhetorik und Rechtswissenschaft erhielt; sich als Anwalt zu betätigen, schien dem ehrgeizigen Mann aus einer nichtsenatorischen Familie eine probate Methode, ins öffentliche Leben einzutreten.

Cicero machte 88 v. Chr. mit Philon von Larisa Bekanntschaft, dem Oberhaupt der von Platon gegründeten Philosophenschule der Akademie, der bei ihm die Begeisterung für philosophische Studien weckte.

Die erste erhaltene Prozeßrede Ciceros stammt aus dem Jahr 81 v. Chr. (»Pro Quinctio«).

Von 79–77 v. Chr. vervollkommnete der junge Anwalt seine rhetorischen und philosophischen Kenntnisse auf einer Bildungsreise nach Griechenland, während der er u. a. Antiochos von Askalon (den Nachfolger Philons), den Epikureer Zenon von Sidon, den Stoiker Poseidonios und den Rhetoriklehrer Molon aufsuchte. Bei seiner Rückkehr nach Rom hatte er sich eine Bildung angeeignet, wie sie wohl kaum ein anderer römischer Redner damals besaß.

Die Erfolge in seiner Tätigkeit als Prozeßredner ebneten ihm auch den Weg in die Ämterlaufbahn (cursus honorum), wobei es ihm als homo novus (»Emporkömmling«) trotz des Widerstands der konservativen Kreise gelang, alle Ämter zum frühestmöglichen Zeitpunkt (suo anno) zu erreichen: Cicero wurde 75 Quästor in Sizilien, 69 Ädil, 66 Prätor und 63 Konsul.

Seit den Reden gegen den korrupten Statthalter Verres (»In Verrem«, 70 v. Chr.), in denen er sich gegen Verres' Verteidiger Hortensius, den damals führenden Anwalt Roms, durchsetzte, galt Cicero als der beste Redner Roms.

Während seines Konsulats gelang es Cicero, der sich politisch ganz der alten res publica libera verschrieben hatte, die Verschwörung des Catilina niederzuschlagen.

Der Volkstribun Clodius, sein Intimfeind und einer seiner politischen Gegner, erwirkte im Jahre 58 v. Chr. auf zweifelhafter Rechtsgrundlage, daß Cicero in die Verbannung nach Griechenland gehen mußte, weil er römische Bürger (nämlich die Catilinarier) hatte hinrichten lassen, ohne ihnen die Möglichkeit gegeben zu haben, sich noch einmal an die Volksversammlung zu wenden. Wie wir u. a. aus seinen in großer Zahl erhaltenen Briefen ersehen können, war diese Zeit des erzwungenen Rückzugs aus der Hauptstadt für Cicero ein herber Schlag; obwohl er bereits ein Jahr später ehrenvoll zurückberufen wurde, hatte er doch seinen politischen Einfluß eingebüßt.

Um sich abzulenken, stürzte sich Cicero ganz in die literarische Arbeit: er schrieb rhetorische und philosophische Werke. In der 55 v. Chr. erschienenen Schrift »De oratore« entwickelte er seine Vorstellungen vom »idealen Redner« (orator perfectus). 52 v. Chr. erschien seine staatstheoretische Schrift »De re publica«, in der sich z. B. auch die berühmte Staatsdefinition »Est igitur res publica res populi...« und die Glorifizierung der römischen Mischverfassung als bestmögliche Staatsform finden.

51 v. Chr. verwaltete Cicero als Prokonsul die Provinz Kilikien in Kleinasien.

Bei Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen Pompeius und Caesar stellte sich Cicero gemäß seinen politischen Überzeugungen auf die Seite des Senats, um die Republik zu verteidigen. Als Pompeius 48 v. Chr. besiegt wurde, fielen für Cicero alle Hoffnungen zu Staub zusammen; als dann 45 v. Chr. auch noch seine geliebte Tochter Tullia starb, entfloh er wieder ganz ins literarische Schaffen. Es entstanden zahlreiche philosophische und rhetorische Werke, u. a. »Tusculanae disputationes«, »De natura deorum«, »De officiis«, »Brutus« und »Orator«.

Nach Caesars Ermordung sah Cicero eine letzte Chance, die alte res publica zu restaurieren. Er verhalf dem jungen Octavian zu Einfluß im Senat und griff in 14 »Philippischen Reden« dessen Gegner Antonius aufs heftigste an. Als es dann jedoch zum Bündnis zwischen Octavian und Antonius kam, ließ Antonius den ihm verhaßten Cicero auf die Proskriptionslisten setzen und ermorden (7. Dezember 43 v. Chr.).

Werke


57 vollständig erhaltene Reden, z. B.:

[1] »In Catilinam« (Gegen Catilina – 4 Reden)
[2] »In Verrem« (Gegen Verres – 2 Bücher; insgesamt 6 Reden)
[3] »Phillipica« (Gegen Antonius – 14 Reden)
[4] »De imperio Pompei« (Über den Oberbefehl des Pompeius)

rhetorische Schriften, z. B.:

[5] »De oratore« (Der Redner – 3 Bücher)
[6] »Brutus« (eine Geschichte der römischen Rhetorik)

philosophische Schriften, z. B.:

[7] »De re publica« (Der Staat – fragmentarisch erhalten)
[8] »De legibus« (Die Gesetze – unvollständig)
[9] »Tusculanae disputationes« (Gespräche in Tusculum)
[10] »De natura deorum« (Das Wesen der Götter)
[11] »De officiis« (Die Pflichten)

Briefsammlungen, z. B.:

[12] »Ad Atticum« (An den Freund Atticus)
[13] »Ad familiares« (An Freunde)
[14] »Ad Quintum fratrem« (An den Bruder Quintus)

Links


Der lateinische Text vieler Werke in der »Latin Library« der »Ad Fontes Academy« (USA).

»The Cicero Homepage« – Textsammlung, kommentierte Biographie und umfangreiche Bibliographie zu Cicero • Autor: Andrew M. Riggsby (USA) • Sprache: Englisch.

© Thomas J. Golnik, Dezember 2005 • www.thomas-golnik.de